• Martina

    Auf den Bürohund gekommen ...

    Auf den Bürohund gekommen

    Bürohund bei der Arbeit

    Mein Blog-Startbild zeigt mich mit einem Hund. Nicht irgendein Hund, das ist Merlin. Er ist meist unser Wecker am Morgen, Personal Trainer, Wanderbegleitung, Kuscheltier, die treuesten Augen und noch vieles mehr. Das Thema „Vierbeiner mit zur Arbeit zu nehmen“ ist für mich persönlich nicht weit hergeholt und wäre auch gleich ausdiskutiert: natürlich darf so ein Wollknäuel mit zur Arbeit. Leider würde meine persönliche Meinung niemanden so wirklich überzeugen, oder? Also, was spricht dafür, was spricht dagegen? Was ist wichtig für den Arbeitgeber, was für das Tier?

    Ob ein Hund für meinen Arbeitsplatz geeignet ist, muss geprüft werden: Muss ich aus Gründen von Hygienevorschriften oder sonstigen Gefahren am Arbeitsplatz die Idee gleich begraben? In einem Büro kann ein Hund (oder evtl. auch andere Tiere) möglich sein. Die Genehmigung vom Chef das Tier mit auf die Arbeit zu bringen, kann auch als Alternative zu mehr Gehalt gesehen werden.

    Mein Hund = Bürohund?

    Mein Hund = Bürohund?

    In Südtirol gibt es ca. 40.000 Hunde auf 520.000 Bewohner. Falls dein Hund alle folgenden Punkte erfüllen kann, dann kann es vielleicht auch was mit dem Vierbeiner im Büro werden. Die Betonung liegt auf kann. Ein Bürohund macht idealerweise nicht was er möchte, sondern was Frauchen oder Herrchen vorgibt. Heike Panizza-Bornheim von Martin Rütter DOGS Landsberg/Garmisch-Partenkirchen schreibt „Die Anwesenheit eines Hundes wirkt sich vielmals positiv auf die Atmosphäre im Unternehmen aus, kann Stress reduzieren, die Motivation steigern und das Engagement der Mitarbeiter fördern. Hunde schaffen es, Brücken zwischen Menschen zu überwinden und fördern die Kontakte und die Kommunikation unter der Belegschaft!“ In der heutigen stressigen Zeit kann so ein Vierbeiner ja nur von Vorteil sein! Oder nicht? Aber was muss ein Bürohund alles mitbringen:

    • Eine sehr gute Grundausbildung (Sitz, Platz, Hier, Aus etc. sollten wie aus dem Effeff beherrscht werden)
    • Sehr gute Sozialisierung (entspannt sowie mit Menschen als auch Hunden)
    • Wenig Territorialverhalten (soll ja nicht die Kunden verbellen!)
    • Gesundheitscheck vom Veterinär (wer will seinen Hund schon quälen wollen?)
    • Ggf. muss der Hund auch mal allein im Büro sein können oder „unbeschäftigt“ ruhig liegen bleiben (Hunde schlafen 12 bis 18h täglich)

    Davon abgesehen benötigt Frauchen oder Herrchen das OK des Arbeitgebers. Alle Mitarbeiter sollten einverstanden sein und keine Allergien gegen Tierhaare haben. Der Hund selbst benötigt einen Rückzugsort, in welchem er ungestört liegen, trinken und evtl. auch fressen kann.

    Der Bürohund bekommt einen Vertrag

    Der Bürohund bekommt einen Vertrag

    Vertrag BürohundUm sich so manchen Ärger zu ersparen, sollte die Erlaubnis für einen Bürohund schriftlich festgehalten werden. Was sollte dieser Vertrag mindestens beinhalten?

    • Erlaubnis von Seiten des Arbeitgebers und der Mitarbeiter
    • Erlaubnis nur so lange der Hund die Arbeitstätigkeit der Mitarbeiter nicht stört (evtl. Probezeit)
    • In welchen Räumen darf sich der Hund aufhalten (Kollegen, welche Hunde zwar tolerieren, aber nicht besonders mögen, sollten nicht ständig vom Vierbeiner gestört werden)
    • Wie oft muss der Hund durchschnittlich raus zum Gassi gehen und wie wirkt sich dies auf die Arbeitszeit aus
    • Verhaltensregeln für Mensch und Tier werden festgelegt
    • Wer haftet bei Schäden (Haftpflichtversicherung!)
    • Eventueller Turnusmöglichkeit im Falle von mehreren Hunden

    Die Vorteile eines Bürohundes

    Weshalb sollte ich als Arbeitgeber einem Mitarbeiter genehmigen sein Haustier mitzubringen? Ein paar Minuten „kraulen“ senkt den Stresspegel. Davon sind Experten überzeugt. Stresshormone wie Cortisol und Insulin werden gesenkt, gleichzeitig wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Dieses Hormon weckt das Bedürfnis nach sozialen Kontakten. Die Motivation kann durch einen Hund bei der Arbeit gesteigert werden, auch weil die Vierbeiner eine entspannende Wirkung auf Menschen haben. Teamarbeit wird gefördert. Das vierbeinige Unternehmensmitglied ist oft Gesprächsthema und so fühlt man sich mehr mit dem Team verbunden. Die Virginia Commonwealth University hat bereits 2012 in einer Studie belegt, dass Mitarbeiter ohne Hund sich bei den Hundehaltern zum Gassi gehen meldeten. Bewegung kann den Kopf frei machen und den Weg für neue Ideen ebnen. Gehen 1-2 Mitarbeiter zusammen mit dem Hund, wird statt einem Stand-Up (Meeting) ein „Walk-Meeting“.
    Jeder Arbeitgeber sollte wissen: gesunde Mitarbeiter bedeuten weniger Fehltage und damit eine Kostenreduktion für das Unternehmen. Laut dem Bundesverbandes Bürohunde e.V. wirken sich Hunde im Büro positiv auf ein geringeres Risiko für Burnout, Herzinfarkt und Schlaganfall aus, außerdem besteht eine geringere Gefahr für psychische Erkrankungen.

    Manche sind sogar der Meinung, dass ein Hund je nach Größe des Unternehmens abschreckend auf Einbrecher wirken kann. Für Mitarbeiter ergibt sich eine stärkere Bindung an den Betrieb. Bei einer Umfrage in einem Unternehmen mit Bürohund teilten viele Mitarbeiter mit, auch für mehr Gehalt zu keinem anderen Arbeitgeber wechseln zu wollen, da sie nicht mehr auf den Vierbeiner verzichten möchten. Persönlich amüsiert mich, dass Hunde Mitarbeiter zu einem verstärkten Ordnungssinn anhalten. Ansonsten könnten die Vierbeiner ungefragt etwas vom Schreibtisch holen oder sich an etwas verletzen.

    Google und Amazon erlauben nicht nur Hunde, sondern leben diese als Teil der Arbeitgebermarke. Z. B. zählt Amazon regelmäßig 6.000 Hunde zu seinen Besuchern. Mitarbeiter treffen sich so zufällig bei Pausen. Hunde agieren als verbindendes Element zwischen den Abteilungen. Instagramstar #hermannsleeps begleitet sein Herrchen täglich zur Arbeit bei Beepob Media und dient dabei der Verbesserung der Außenkommunikation des Betriebes.

    Die Nachteile eines Bürohundes

    Die Nachteile eines Bürohundes

    Menschen mit Allergien oder die Angst vor Hunden haben, könnten das Vorhaben Bürohund nachteilig beeinflussen bzw. dich daran hindern das Vorhaben überhaupt umzusetzen. Letztere könnten allerdings auch die Chance nutzen Schritt für Schritt ihre Angst zu verlieren. Tierhalter benötigen dafür jedoch viel Geduld.

    Menschen, welche Hunden gegenüber nicht besonders wohlgesonnen sind, können diese akzeptieren, wenn ihre Wünsche respektiert werden. Aus diesem Grund sollte sich der Hund nicht unerlaubt jeder Person annähern dürfen. Eine Verhaltensregel, welche der Hundehalter unbedingt einhalten sollte. Nicht vergessen: es ist EUER Hund und die Allgemeinheit sollte deinen Hund nicht maßregeln müssen!

    Die meisten Hunde verlieren Haare, und wenn Hunde nass sind, riechen sie eben auch mal nach nassem Hund. Ein gut funktionierender Staubsauger, ein Regenmantel und extra Handtücher, um den Hund trocken zu rubbeln könnten eine Lösung sein. Falls möglich, an Regentagen den Hund zu Hause lassen. Nur sehr gut gepflegte Tiere sollten sich am Arbeitsplatz aufhalten dürfen. Alles andere wäre eine Zumutung für die Bürogemeinschaft.

    Ein sehr verspielter oder unterforderter Hund könnte Maschinen beschädigen oder ständig umherlaufen und Menschen bei ihrer Arbeit stören. Wer kommt für evtl. Schäden auf? Vorab mit dem Chef klären und im Vertrag festhalten! Der Arbeitsplatz ist kein Tummelplatz für Tiere. Die Arbeit muss gemacht werden. D.h. nur weil ein Hund anwesend ist, ist das kein Freifahrtsschein deine Aufgaben liegen zu lassen.

    Die Wunschliste des Bürohundes

    Hunde sind Rudeltiere und fühlen sich daher am Arbeitsplatz des Alphatieres (Hundeführer) im Normalfall sehr wohl. Sie leben allerdings nicht nach der Uhr, wie wir Menschen sie kennen. Ein achtstündiger Arbeitstag allein zuhause wirkt auf sie ewig. In Gesellschaft geht es ihnen besser.

    Der Hundehalter ist dafür verantwortlich, dass der Hund die Zeit zum, während und vom Büro stressfrei erlebt. Bus und Bahn können Hunde am Anfang verängstigen. Das Büro muss über einen garantierten Rückzugsort für den Hund verfügen, wo er sich ungestört schlafen legen kann. Idealerweise ist das Bettchen weder an einem Durchzugsort noch an einer Tür. Zugige Flure, laute Geräusche, starke Dämpfe, heiße oder kalte Orte, fensterlose Räume sowie die Erreichbarkeit von Giften oder ähnlichen Substanzen sind ein absolutes Tabu. Royal Canin veröffentlichte eine Checkliste für den idealen Hundeplatz im Büro.

    Damit dem Vierbeiner nicht langweilig wird, werden Schnüffel- oder Denkspiele empfohlen. Während dem Spaziergang sollte man sich mit dem Hund beschäftigen und mit ihm spielen.

    Plan B: Auch der entspannteste Hund wünscht sich Ruhepausen. Hundehalter sollten die Körpersprache ihres Schützlings lesen können und ihm auch mal „Urlaub vom Arbeitsalltag“ gönnen.

    Fazit

    Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollten genau überlegen, ob sie dem Kollegen Hund eine Chance geben. Frauchen und Herrchen sind und bleiben verantwortlich. Sie sollten sich der Aufgabe bewusst sein. Die Meinung aller Mitarbeiter sollte respektiert werden. Am wichtigstem ist jedoch: dem Hund soll es dabei gut gehen!

    Habt ihr Erfahrungen mit Bürohunden? Würdet ihr euch einen wünschen?

    Fazit Jahresende 2019: So viele Menschen haben mich auf diesen Artikel angesprochen! Viele wünschen sich einen Hund am Arbeitsplatz, trauen sich aber nicht diesen Wunsch beim Chef anzusprechen. Das wäre doch mal ein Vorsatz für das nächste Jahr? :)

    Fotoquellen: hier , MGufler  (Model: Merlin)
    Textquellen: hier , hier , hier , hier , hier , hier , hier , hier , hier , hier , hier , hier , hier , hier und hier