Geben und Nehmen?
Arbeitgeber*innen und Mitarbeiter*innen stöhnen, dass von der anderen Seite immer mehr verlangt wird, man aber nichts mehr zurückbekommt. Früher war alles besser!? Auf beiden Seiten gibt es sogenannte „schwarze Schafe“. Als Mitarbeiter*in solltest du dir aber mal die eine oder andere Frage durch den Kopf gehen lassen …
Dein Arbeitgeber zahlt weit über Tarif (Wobei das, was auf dem Lohnstreifen unten rechts steht, noch lange nicht das ist, was der Arbeitgeber für dich zahlt.).
Frage an dich:
Dein Gehalt wird dir pünktlich jeden Monat überwiesen. Wie sieht es bei dir aus … hältst du dich an deinen Teil der Vereinbarung? Arbeitest du wirklich die vereinbarten Stunden pro Tag oder vertrödelst du lieber hier und da ein paar Minuten, die sich pro Tag/Monat dann doch läppern? Was trägst du dazu bei, dass dein Unternehmen Gewinn einfährt, den es benötigt, um deinen Lohn zu bezahlen?
Dein Arbeitgeber zahlt dir täglich einen Teil oder die gesamte warme Mahlzeit . Des Weiteren wettrüsten manche Unternehmen mit Benefits , um Mitarbeiter für sich zu gewinnen.
Frage an dich:
Sagen wir mal, bei 230 Arbeitstagen bekommst du bei „nur 3 Euro pro Tag“ fast 700 Euro im Jahr zusätzlich für deine Mahlzeiten. Geld, welches du nicht von deiner eigenen Tasche bezahlen musst. Ist dir bewusst, dass 3 Euro am Tag auf das Jahr gerechnet eine Menge Geld sind?
Trotz eines harten Jahres schenkt dir dein Arbeitgeber eine Kleinigkeit zu Weihnachten. Wird das Geschenk von dir geschätzt oder belächelt? Auch wenn dein persönlicher Geschmack nicht getroffen wurde, ein „Danke“ schadet trotzdem nicht.
Thema Arbeitskleidung. Du bekommst sie kostenlos zur Verfügung gestellt, und bei manchen Arbeitgebern sogar gewaschen und gebügelt. Dies bedeutet einen sehr viel geringeren Verschleiß deiner eigenen Kleidung. Anmerkung: Natürlich hat auch der Arbeitgeber einen Vorteil. Durch einheitliche Arbeitskleidung wird die Bekanntheit und Wiedererkennung des Unternehmers erhöht und somit dein Arbeitsplatz gesichert.
Frage an dich:
Wie sehr achtest du auf deine Kleidung? Ist es dir egal, wenn sie kaputt oder fleckig wird? Verwaschen - auch egal?
Machen wir auch hier eine Rechnung: Kleidungsstück XY kostet 10 Euro. Das Unternehmen beschäftigt 100 Mitarbeiter*innen. Jede*r bekommt 5 Stück, in der Summe sind es 5000 Euro. Und diese 5000 Euro soll dein Arbeitgeber regelmäßig zahlen, weil du der Meinung bist, „diese 10 Euro werden doch nicht zu viel sein?“. Schon nur der Umwelt zuliebe sollte jede*r mehr darauf achten weniger wegzuwerfen.
In den letzten zwei Jahren wurden viele Mitarbeiter*innen zu „Homeoffice Profis“ . In Deutschland gab es im Durchschnitt einen Zuwachs von 25%. Laut der ifo Studie möchten 70% der Unternehmen sogar dabeibleiben, weil sie so die teure Büromiete einsparen können. Dein Arbeitgeber nicht?
Frage an dich:
Es gibt Tätigkeiten, die erfordern einen ordentlichen Schreibtisch und min. 2 große Bildschirme, um die Arbeit flüssig und effizient erledigen zu können. Ein ergonomischer Stuhl ist bei täglich 4 Arbeitsstunden ebenfalls ein Muss. Jetzt im Homeoffice reicht plötzlich ein kleiner handlicher Laptop auf dem Couchtisch, weil in der eigenen Wohnung kein Platz für eine angemessene Arbeitsecke zur Verfügung steht. Wie erklärst du deinem Chef, dass du nach wie vor nichts an deiner Leistungsfähigkeit eingebüßt hast, oder sogar mehr leistest?
Fazit: Manchmal bin ich echt verwundert mit welcher Selbstverständlichkeit so manche*r Arbeitnehmer*in Forderungen stellt, ohne zu reflektieren was und wie viel sie selbst leistet. Die reine Anwesenheit ist leider nicht genug. Und bevor du dich auf dem Weg machst die nächste Gehaltserhöhung „zu verlangen“, frage dich mal: Wie viel bringst DU dich im Unternehmen ein, um diese Gehaltserhöhung bzw. ein Benefit zu verdienen?
Ohne Zweifel sollen Mitarbeiter*innen am Erfolg des Unternehmens angemessen teilhaben. Langfristig kann ein Unternehmen aber nur dann erfolgreich sein und Arbeitsplätze sichern, wenn sich Ein- und Ausgaben in einem gesunden Verhältnis zueinander bewegen.