Urlaub für Papi!
Beim Vaterschaftsurlaub handelt es sich üblicherweise um eine bezahlte Freistellung die zur Geburt (oder Adoption) eines Kindes in Anspruch genommen werden kann.
Wandel der Zeit
Früher (noch gar nicht so lange her), haben sich Väter höchstens mal am Wochenende um die Kinderschar gekümmert. Bei der Geburt waren sie nicht dabei. Vielfach waren sie mit Freunden in einem Gasthaus anzutreffen, und haben auf das Kind feuchtfröhlich angestoßen. Die Vaterrolle bestand hauptsächlich darin das Geld für die Familie heranzuschaffen. Die Erziehung blieb meistens Aufgabe der Mutter.
Zwei furchtbare Kriege veränderten die Rolle des Vaters in der Familie gravierend. Durch lange Abwesenheiten waren die Frauen gezwungen den Alltag allein zu meistern. Viele zurückgekommene Männer trafen plötzlich auf selbstständige Frauen und Kinder, welche nicht mehr auf das Familienoberhaupt angewiesen waren.
In den 50er Jahren erlangte der Vater zwischenzeitlich wieder die Autorität in der Familie. Es begann jedoch eine Diskussion über die Rolle des Vaters in der Familie. Beide Geschlechter kämpften gegen Vorurteile an, und die Scheidungsrate stieg. Die ersten Vaterrechtsbewegungen erkämpften sich das Sorgerecht für Väter. Der Wunsch sich bei der Erziehung des Nachwuchses zu beteiligen wuchs stetig an.
Väter von heute wollen sich noch mehr in der Erziehung des Nachwuchses einbringen. Nur die Person sein, die für den Unterhalt sorgt, ist vielen Vätern zu wenig. Allerdings gelingt der Spagat zwischen Wunsch und Realität nicht allen Männern. Das liegt auch daran, dass sich dieses Rollenbild in der Gesellschaft erst verankern muss.
Geschlechtertypische Rollen sind vielfach so tief verankert, dass sie uns oft gar nicht bewusst sind. Es ist nicht schlimm, wenn ein Mädchen gerne rosa trägt und ein Junge gerne Fußball spielt. Trotzdem sollte genauso akzeptiert werden, wenn ein Mann eine Arbeit als Tagesvater wählt, und eine Frau sich als Softwareentwicklerin behaupten möchte.
Wie wird diese Rolle in Zukunft aussehen?
Ob sich in absehbarer Zeit etwas ändern wird, wird sich zeigen. Seit einem Jahr werden wieder Stimmen laut, dass Covid-19 viele Frauen um Jahre der Emanzipation zurückgeworfen hat. Schlussendlich muss jedes Elternpaar für sich selbst entscheiden, wie es leben möchte. Welches der beiden Elternteile steckt bei der Arbeit zurück? Vater, Mutter oder vielleicht beide im gleichen Maß? Es gilt aus der Vergangenheit zu lernen. Vätern und Mütter sollten Partner sein, um ihren Kindern gute Eltern sein zu können.
Andere Länder - andere Vaterrechte
Elternzeit im Allgemeinen ist ein sehr komplexes Thema. Um die Rechte und Pflichten vollständig abzubilden könnte ich wahrscheinlich Bücher füllen. Hier folgt ein kurzer Überblick um die Unterschiede etwas hervorzuheben.
Italien
„La mamma“ ist in Italien immer noch unantastbar. Trotzdem gewinnt der „papà“ immer mehr an Rechten. Innerhalb weniger Jahre stieg der Vaterschaftsurlaub von 2 auf 4 Tage, seit wenigen Monaten auf 10 Tage. Anfangs war der Vaterschaftsurlaub als Alternative zum fakultativen Mutterschutz möglich, welcher ab dem 5. Lebensmonat des Kindes genommen werden konnte. Seit dem Jahr 2016 wurde der Vaterschaftsurlaub verpflichtend. Mit dem Haushaltsgesetz 2021 wurde die Anzahl der Tage des Vaterschaftsurlaubs auf 10 erhöht.
Deutschland
In Deutschland gibt es sogenannte „Vätermonate“, welche auch gemeinsam mit der Mutter genommen werden können. Diese betragen in der Regel mindestens 2 Monate, müssen aber nicht in einem Stück genommen werden.
Schweiz
Bei unseren Nachbarn gibt es den Vaterschaftsurlaub erst seit 1. Jänner 2021. Schweizer Väter erhalten nun bei der Geburt des Kindes 2 Wochen frei.
Österreich
Seit 2017 haben österreichische Väter die Möglichkeit des sogenannten „Papamonats“, d.h. ein Teil oder die gesamte Elternzeit kann anstelle der Mutter genommen werden. Zudem haben Arbeitnehmer, welche seit mindestens 3 Jahren im Betrieb sind, das Recht auf Teilzeit bis zum vierten Geburtstag des Kindes.
Vatertag
Am 19. März wird in Südtirol – und auch in manchen anderen Ländern – Vatertag gefeiert. Allerdings wird dieser Tag noch lange nicht so prominent gefeiert wie der Muttertag im Mai. Es gibt bereits Bestrebungen den Tag als offiziellen Feiertag eintragen zu lassen, welche bei den lokalen Wirtschaftstreibenden nicht allzu gut ankommen. Sie befürchten mit einem weiteren Feiertag einen wirtschaftlichen Nachteil gegenüber den europäischen Nachbarn.
Ob dieser Tag wieder zu einem Feiertag wird oder nicht, wird auf die Familien wenig Einfluss haben. Als Familie wird es wichtiger sein, wie man sich an den restliche 364 Tagen organisiert.
Fotoquellen: Vater Tochter
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