Motivierte Mitarbeiter leisten mehr
Kennst du die Geschichte der fleißigen Ameise? Ich habe diese vor kurzem über einen Social-Media-Kanal erhalten. Für mich ist diese Geschichte ein sehr gutes Beispiel dafür, dass zu viel Kontrolle am Arbeitsplatz zu Demotivation führen kann.
Die Kurzfassung der Geschichte
Die Ameise kam täglich sehr früh zur Arbeit und fing gleich an zu arbeiten. Sie hatte Spaß an der Arbeit und war sehr glücklich mit ihrer Situation. Ihr Chef, der Löwe, freute sich über die fleißige Ameise. Aber wenn die Ameise ohne Aufsicht so viel arbeitete, würde sie sicher mit Aufsicht noch mehr schaffen, oder nicht?
Also stellte er die Kakerlake als Supervisor ein. Die Kakerlake erhielt eine neue Sekretärin, welche die Telefone und das Archiv überwachte und führte die Stechuhr ein. Dem Löwen gefielen die großartigen Berichte der Kakerlake. Er wünschte sich anschauliche Grafiken, um diese dem Vorstand zu präsentieren. Also kaufte die Kakerlake einen Computer und stellte eine neue Informatikleitung, die Fliege, hierfür ein. Die Ameise, die früher so produktiv war, mochte die Unmengen an Formulare, welche sie von der Arbeit abhielten, überhaupt nicht. Sie wurde zunehmend unzufriedener.
Der Löwe beschloss eine Grille einzustellen, um der Ameise unter die Arme zu greifen. Die Grille bekam ein neues Büro mit einem ergometrischen Bürostuhl und einen superschnellen Computer und sogar einen Assistenten, der ihr helfen sollte, das Jahresbudget zu erstellen.
Die Abteilung, in der die Ameise arbeitete, war inzwischen ein trauriger Ort geworden. Es wurde kaum noch gelacht und durch die vielen Berichte blieb kaum noch Zeit für die eigentliche Arbeit. Der Löwe erfuhr, dass die Abteilung der Ameise nicht mehr so produktiv war wie einst und stellte eine anerkannte Gutachterin ein: die Eule. Sie soll die Lösung des Problems finden. Die Eule schrieb nach drei Monaten in der Abteilung einen langen Bericht in dem stand, dass die Abteilung überbesetzt war.
Und wen feuerte der Löwe? Die Ameise, weil sie unmotiviert war und eine negative Haltung hatte.
Die Moral der G‘schicht?
Im Netz kursieren verschiedene Versionen dieser Geschichte. Auf der Seite 360° Gesundheit fügt der Autor seine eigene „Moral der Geschichte“ hinzu. Man sollte auf keinem Fall eine fleißige und fröhliche Ameise werden. Viel besser wäre es als Kakerlake oder Grille zu arbeiten. Diese benötigen keinen Supervisor und können sich auf dem Rücken der fleißigen Ameise ausruhen. Wenn du nicht anders kannst, dann hätte der Autor einen Tipp für dich: Es wäre besser sich selbstständig zu machen oder hin und wieder ein Unglück zu erfinden und zu jammern. Glückliche Ameisen werden mit Arbeit überschüttet bis sie keine Lust mehr dazu haben.
Ob diese leicht sarkastisch angehauchte Moral mit der heutigen Situation im Gesundheitswesen vergleichbar ist, lasse ich mal dahingestellt. Die Ameise, der Löwe, die Eule und alle anderen Tiere finden sich jedoch auch in so manch anderem Unternehmen wieder.
6 große Demotivatoren
Es gibt viele Gründe, weshalb Mitarbeiter weniger motiviert sind als andere. Und ja, es gibt immer die zweite Seite: der Mitarbeiter selbst. Die Führungsebene hat aber einiges in der Hand:
- Die Kontrollwut der Führungsebene lenkt motivierte Mitarbeiter von der eigentlichen Arbeit ab. Hat der Mitarbeiter das Gefühl nur mehr Berichte ausfüllen zu müssen, und nicht mehr arbeiten zu dürfen, ist Demotivation vorprogrammiert.
- Von Studien oft belegt und immer wieder in Unternehmen anzutreffen: Mitarbeiter sind frustriert, wenn ihre Arbeit als selbstverständlich angesehen wird. Wertschätzung hat viel mit Respekt zu tun. Kein Lob bei guter Arbeit, aber viel Tadel bei Fehlern demotiviert Mitarbeiter. Wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Aus diesem Grund sollte mehr an Lösungen und Optimierungen gearbeitet werden, als Zeit mit Schuldzuweisungen zu verschwenden. Schuldzuweisungen behindern im Allgemeinen die Suche nach Lösungen.
- Es ist ein Trugschluss, dass Motivation über Druck aufgebaut werden kann. Kurzfristig hilft es vielleicht, langfristig ist zu viel Druck dagegen gesundheitsgefährdend. Kranke Mitarbeiter mit gesunden auszutauschen kann man machen, dieser Vorgang ist jedoch mit hohen Kosten verbunden.
- Bei Mitarbeiterbefragungen meist ganz oben: schlechte oder fehlerhafte Informationen. Erfahren Mitarbeiter schlechte Nachrichten betreffend ihres Arbeitsplatzes über Umwege, wird das Vertrauensverhältnis langfristig geschädigt.
- Slalomfahrten machen Mitarbeiter schwindelig. Mitarbeiter benötigen einen roten Faden. Wohin will das Unternehmen? Was ist die Aufgabe des Mitarbeiters? Man sollte nicht annehmen, dass Mitarbeiter bereits informiert sind, sondern kommunizieren!
- Im Privatsektor werden Gehälter meist nicht transparent kommuniziert. Dies kann den Effekt haben, dass sich Mitarbeiter unterbezahlt fühlen, und sich nach einem neuen Arbeitsplatz umschauen.
Die Ameise wollte ihre Arbeit machen. Überstunden waren für sie kein Problem, sie hatte ja Spaß an ihrer Arbeit. Anstatt der Ameise zu vertrauen, hat der Löwe die Ameise immer mehr kontrolliert und sie von ihrer geliebten Arbeit abgehalten. Demotivierte Mitarbeiter machen mehr Fehler. Am Ende mochte die fleißige Ameise nicht mehr arbeiten und musste gehen. Selbst eine Gehaltserhöhung hätte in diesem Fall die Motivation nicht mehr erhöht.
Und wer hat die Lösung?
Kurz und knapp: Es gibt kein Patentrezept! Unterschiedliche Mitarbeiter haben unterschiedliche Bedürfnisse. Mitarbeiter sind Menschen, daher benötigen sie Lob statt Tadel, machbare Herausforderungen, die Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen und einen roten Faden als Leitblanke. Ein Chef muss seine Mitarbeiter nicht motivieren: Es reicht schon, wenn sie nicht demotiviert werden!
Jahresrückblick 2020: Vielleicht wollen viele dieses Jahr am liebsten vergessen … schwer war es für die meisten Branchen. Für einige wenige war es, teils unerwartet, ein überdurchschnittlich gutes Jahr. Am Ende benötigt aber (fast) jedes Unternehmen eines: Motivierte Mitarbeiter. Mitarbeiter, welche Gefallen an ihrer Arbeit haben, sind sehr hilfreich, um so eine Krise gut zu überstehen. Auch wenn dieses Jahr kaum Weihnachtsfeiern abgehalten werden, wäre es spätestens jetzt an der Zeit den Mitarbeitern Wertschätzung entgegen zu bringen und ein ehrlichgemeintes Danke auszusprechen.