Mitarbeiter verlassen Chefs
Mitarbeiter verlassen keine Unternehmen, sie verlassen Chefs. Es war einmal eine Generation von Arbeitnehmern, die haben ihren Ärger geschluckt. Was der Chef sagte war Gesetz. Heutige Arbeitnehmer wollen ihre Träume leben. Sie folgen den Anweisungen nicht mehr blind. Führungskräfte haben deshalb einen großen Anteil daran, ob Mitarbeiter den Betrieb verlassen oder im Unternehmen bleiben.
Weshalb verlassen Mitarbeiter ihre Chefs?
Wie immer, gibt es zwei Seiten der Geschichte. Zum einen gibt es Arbeitnehmer die ständig quengeln und solche, die über- oder unterfordert sind. Zum anderen gibt es jene Mitarbeiter, die sich beruflich oder privat verändern möchten. Letztere erfreuen Chefs nicht unbedingt, aber die Trennung erfolgt meist beidseitig mit einem lachenden und weinenden Auge.
Die Gründe der Unzufriedenen sind verschieden: zu wenig Führung, keine Entwicklungsmöglichkeiten, zu hoher Leistungsdruck oder manchmal auch zu wenig Auslastung (sogenannter Bore-Out). Als unmittelbare Führungskraft nimmt man eine wichtige Rolle für die Mitarbeiter ein. Und dennoch: Einigen Vorgesetzen ist es nahezu unerklärlich, weshalb gerade die besten Mitarbeiter den Betrieb verlassen.
Laut Jon Züricher sprechen wir im Falle einer Kündigung durch den Arbeitnehmer vielfach von einem besonderen Ereignis. Vorgesetzte reden Mitarbeiter schlecht, die das Unternehmen aus freien Stücken verlassen haben. Auch wenn diese vorher über Jahre geschätzt wurden. Noch schlimmer findet er Vorgesetzte, welche sich damit rühmen Mitarbeiter „losgeworden“ zu sein. Dass diese Aussage jedoch auf einen großen Mangel im eigenen Führungsstil zurückzuführen ist, scheint wenigen bekannt zu sein. Gute Führungskräfte suchen Fehler zuerst bei sich selbst.
Für Alison McMahon, CEO von TwoFold, sind lausige Chefs der Hauptgrund, weshalb Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Mitarbeiter können es relativ lange aushalten, solange sie gerne für eine bestimmte Person arbeiten. Ist dies nicht mehr gegeben, hält sie kaum noch etwas im Unternehmen. Laut McMahon stimmt es in 9 von 10 Fällen nicht, wenn Mitarbeiter sagen, dass sie das Unternehmen für mehr Geld verlassen. Es ist unangenehmer, die Wahrheit zu sagen. Überprüfen kann man ihre Behauptung nicht wirklich.
Lerne die Bedürfnisse deiner Mitarbeiter kennen
Mitarbeiter verlassen Chefs vielfach dann, wenn selbige kein Interesse an deren Wünschen zeigen. Willst du deinen Mitarbeiter halten, solltest du dessen Bedürfnisse kennen! Unterschwellige Vorwürfe wie „jeder will immer nur mehr Geld“ helfen nicht weiter. Heutige Mitarbeiter haben vielfältige Bedürfnisse: Vereinbarkeit von Freizeit und Beruf, Flexibilität und nicht zuletzt Wertschätzung.
Vorgesetzte, welche alle Entscheidungen selbst treffen, stellen ein überholtes Führungsbild dar. Mitarbeiter müssen im Rahmen ihrer Tätigkeit und Vorgaben eigenständig Entscheidungen treffen können, und mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet sein. Die Verantwortung, und damit auch Entscheidungen anderen zu überlassen, fällt manchen Chefs schwer. Lässt man als Chef nicht los, und trifft weiterhin Entscheidungen die im Kompetenzbereich des Mitarbeiters liegen, geht die Motivation der Mitarbeiter ganz schnell verloren.
Boah, ist das anstrengend!
Ja, diese Art der Führung ist sicherlich anstrengend. Viele Führungskräfte stoßen dabei an ihre Grenzen. Wie es Maria Sibylla Kalverkämper treffend formuliert: „Jahrelang haben sie ihren Mitarbeitern gepredigt, sie sollen endlich erwachsen werden. Jetzt sind sie es. Jetzt haben sie den Salat. Mehr denn je sind sie gefordert, proaktiv hinzuschauen, was ihre Mitarbeiter brauchen, um einen guten Job machen zu können.“ Bedürfnisse sind je nach Berufsbild unterschiedlich. Als Führungskraft kann man sich Hilfe holen, nur sollte man diese dann auch annehmen (wollen).
Du willst einen neuen Führungsstil etablieren? Dann gilt es zu beachten, dass der aktuelle Umgang bei den meisten Vorgesetzen und Mitarbeitern fest verankert ist. Will man diesen nun ändern, muss man sich auf viele Rückschläge gefasst machen, und sich vor allen Dingen laufend selbst hinterfragen. Um eine wirkliche Änderung herbei zu führen, benötigt man einen langen Atem und Bereitschaft zur Selbstkritik.
Das Rollenverständnis der modernen Führungskraft ist leider noch nicht bei allen angekommen. Wenn Mitarbeiter sich ungerecht behandelt fühlen, kann man es ihnen nicht verübeln, dass sie ihr Glück wo anders suchen. Eine Kündigung ist ein Statement, auch wenn man sich als Chef nicht darum schert, weshalb man verlassen wurde.
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