Die eierlegende Wollmilchsau
Der Duden erklärt die eierlegende Wollmilchsau wie folgt: „Eine Person oder Sache, die alle Bedürfnisse befriedigt und allen Ansprüchen genügt. Benannt wird ein Fantasietier, das die Eigenschaften von Huhn, Schaf, Kuh und Schwein in sich vereinigt“. Also bekommt man von ihr Eier, Milch, Wolle, Schnitzel (oder wer lieber mag, Filet). Ist doch praktisch, oder?
Woher dieser Begriff kommt, lässt sich nicht zu 100% rekonstruieren. Am wahrscheinlichsten wurde dieser Begriff vom Militär erfunden – als Umgangssprache für eine universell einsetzbare Waffe. Wie auch immer dieser Begriff entstanden ist, der Begriff wiederspiegelt einen absurden Alleskönner.
Die heutigen Smartphones vereinen z. B. Fotokamera, Filmkamera, Computer, Taschenrechner, Kalender, Briefe und nicht zu vergessen das Telefon – alles in einem ca. handgroßem Gerät! Wahrscheinlich dachte vor 30 Jahren noch niemand daran, dass all diese Geräte/Eigenschaften in einer Hand Platz haben könnten. Ist es also so absurd auf eine eierlegende Wollmilchsau zu hoffen? Ich höre noch immer meinen Mathe-Lehrer: Du wirst später auch nicht immer einen Taschenrechner mit dir rumtragen!... ähm doch, zumindest oft!
Weshalb schreibe ich überhaupt auf martina360 über dieses Fantasietier? Liest man so manche Stellenanzeigen ist dieser Begriff nicht wirklich weit hergeholt. Unternehmen vereinen gerne 3-5 Stellen in einer einzigen Person. Eine Führungskraft soll doch bitte „fachübergreifend“ in mehreren Bereichen sattelfest sein. Manche Chefs sind von sich selbst so überzeugt, dass sie sich selbst als die eierlegende Wollmilchsau sehen.
Stelle dir mal vor, du arbeitest im Unternehmen XY. Es wird ein weiterer Mitarbeiter für deine Abteilung gesucht. Die Anforderungen im Inserat sind jedoch so hoch, dass du dich fragst, mit welcher Begründung du hier arbeiten darfst. Von all diesen Anforderungen wären 2/3 auch schon genug, um die Aufgaben sehr gut zu erledigen. Weshalb passiert das? Eine Ursache könnte fehlende Kommunikation sein – beim Team nachfragen würde nicht schaden und das Team muss wissen, was es braucht.
Wird die falsche Person eingestellt, kostet dies dem Unternehmen viele Ressourcen. Aus diesem Grund ist es nachvollziehbar, wenn Personaler lieber die Stelle vakant lassen. Personen, welche zu 2/3 auf die Stelle passen würden, werden lieber nicht berücksichtigt.
Andersherum kostet auch eine vakante Stelle dem Unternehmen viele Ressourcen. Der perfekte Kandidat existiert sicherlich, aber kann das Unternehmen wirklich darauf warten?
Es wird Zeit und Geld verschwendet, um den perfekten Mitarbeiter zu finden, anstatt passende Mitarbeiter zu einer eierlegenden Wollmilchsau auszubilden.