Teil 4: Weltfrauentag - Juliane, die Powerfrau!
Hast du Interesse an MINT?
Berufe im MINT-Bereich haben nichts mit frischem Minze-Atem (englisch „mint“) zu tun. Frauen sind in diesen Berufen immer noch in der Unterzahl. Weshalb ist es für Frauen im Bereich von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik immer noch so schwer Fuß zu fassen? Die typischen Rollenklischees, mit denen jedermann aufwächst, kann nicht jede(r) einfach so abschütteln und lässt sich nur allzu gerne davon auf andere Bahnen lenken. Wie oft habe ich den Satz im Zusammenhang mit diesen Fächern gehört: „typisch Frau eben, das liegt mir nicht“. Dasselbe scheint gültig zu sein, wenn Frauen sich allgemein für eine Karriere oder sogar die Chefetage interessieren sollten.
Juliane wurde direkt nach ihrem Jus-Studium von einer Anwaltskanzlei aus Wien kontaktiert, und gefragt, ob sie bei ihnen als Rechtsanwalts-Konzipientin* arbeiten möchte. Der Reiz im Ausland zu arbeiten war groß und so hat sie dieses Angebot gleich angenommen. Das „Anwalt-sein“ hat sie sich anders vorgestellt, es gefiel ihr vom ersten Tag an sehr gut. Sie hatte Glück. Von Beginn an hatte sie sehr nette und fördernde Vorgesetzte und Kollegen. Sie haben ihre Arbeit geschätzt und sie als Frau bestärkt, sich nicht unterkriegen zu lassen. Frauenfeindliche Kommentare dürfen weibliche Konzipientinnen oder Rechtsanwältinnen nicht abschrecken, besser man hält mit Kompetenz und Einsatz dagegen.
Unterschwellige Kommentare kamen nicht nur von Kollegen oder älteren Klienten, sondern vielmehr von der gegnerischen Seite vor Gericht. Mit unangebrachten Kommentaren haben sie ihre Kompetenz zu hinterfragen versucht, um so vor Richtern zu punkten. Laut Juliane sind diese Versuche meist nach hinten los gegangen. Juliane weiter: „Mit der Zeit lernt man immer besser mit solchen Situationen umzugehen, und sich mit Fachwissen und der notwendigen Selbstsicherheit durchzusetzen.“ Sie sagt aber auch, dass viele ihrer ehemaligen Mitstreiterinnen nicht das Glück hatten fördernde Vorgesetzte zu haben und nicht selten männliche Kollegen bevorzugt wurden.
Was rät sie Mädchen, die diesen Weg einschlagen möchten? „Wenn dich ein Berufsbild interessiert, dann schlag den Weg ein! Lass dich nicht von Konventionen abschrecken oder durch „unpassende“ Kommentare unterkriegen. Sicher ist vielleicht etwas mehr an Einsatz, Leistung und Durchsetzungsvermögen notwendig, um weiterzukommen. Am Ende zahlt sich das aber aus, und es kann genau das bisschen mehr an Fachwissen sein, dass dich von den männlichen Kollegen abhebt. Also geh deinen Weg und lass dich nicht davon abhalten.“
Inzwischen ist Juliane mit vier weiteren Anwälten Partnerin der Kanzlei Geistwert in Wien. Die Entscheidung ob sie als Partnerin einer internationalen Kanzlei in Wien, eine neue Kanzlei gründen möchte, wollte sie aber völlig unbeeinflusst selbst treffen. Aus diesem Grund wurden die meisten ihres Umfeldes erst eingeweiht, als ihre Entscheidung bereits gefallen war. „Die Idee die besten Köpfe in den Bereichen geistiges Eigentum, IT und Technologie unter einem Dach zu vereinen und auf gleicher Augenhöhe miteinander zu arbeiten hat mich so überzeugt, dass ich meinen „sicheren Job“ aufgegeben habe.“ Herausforderungen muss man sich auch mal stellen, wenn man weiterkommen will.
Als ihre eigene Chefin und Mutter kann sie alles unter einen Hut bringen und selbst ihr Umfeld davon überzeugen, dass „Mutter-sein“ sie nicht vom „Chef-sein“ abhalten muss. Ihre Kanzleipartner freuen sich täglich über ihr „Kanzleibaby“ und lieben es, wenn sie von der Kleinen „Onkel“ genannt werden. Juliane ist klar, dass dieses Modell nicht für jeden funktionieren muss, aber es zeigt, dass es durchaus möglich ist: Frau kann beides vereinen und viele Bedenken waren völlig haltlos.
*Konzipient: Rechtsanwalt (in Ausbildung) in einer Kanzlei
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Fotoquellen: springende Frau, Juliane
Textquellen: und Interview mit Juliane