• Martina

    Urlaub oder doch nicht?

    Urlaub oder doch nicht

    Endlich Urlaub! Du hast dich auf deinen Jahresurlaub riesig gefreut. Endlich Sonne, Strand, Meer oder was auch immer für dich Urlaub bedeutet! Du bist so richtig entspannt und dann klingelt das Smartphone. Die Nummer kennst du nur zu gut; es ist dein Arbeitgeber. Was nun?

    Notfall oder nicht?

    IT-ler kennen das nur zu gut. Sie sitzen beim Feierabendbier oder sind im Urlaub und trotzdem erhalten sie E-Mails und Anrufe. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei meist nicht um Notfälle wie einen Serverausfall oder Vergleichbares. Des Öfteren wird nach dem aktuellen Stand eines Projektes gefragt oder wo die Kartuschen für den Drucker lagern. Entspannung? Fehlanzeige. Jeder Mensch benötigt Zeit seine Batterien wieder aufzuladen. So unterschiedlich Menschen sind, so unterschiedlich viel Zeit benötigen sie. Auch die Art der Regeneration ist unterschiedlich. Die einen bevorzugen Sport, die anderen verbringen Zeit mit der Familie, wieder andere hängen lieber vor dem Fernseher ab.

    Die Initiative Gesundheit und Arbeit

    Die Studie, der Die Initiative Gesundheit und Arbeit bestätigt, dass es klare Regeln geben soll. Die ständige Erreichbarkeit durch Smartphone und Tablet beeinträchtigt die Erholungszeit der Arbeitnehmer*innen. Deren Freizeit ist schwerer planbar. Doch auch Arbeitnehmer*innen müssen den Umgang mit moderner Technik lernen: nicht jeder Anruf muss sofort angenommen werden und nicht jede E-Mail muss sofort beantwortet werden. Nicht zu vergessen: Stress erzeugen auch private Nachrichten und E-Mails am Arbeitsplatz und damit zusammenhängend das Gefühl ständig und sofort erreichbar sein zu müssen.
    Die Studie bestätigt unter anderem auch positive Auswirkungen für Arbeitnehmer*innen: sie können flexibler und mobiler sein. Jedoch können diese Aspekte nur dann als positiv angesehen werden, wenn Arbeitnehmer*innen die Möglichkeit haben ihre Zeit auch wirklich flexibel zu gestalten. Doch selbst wenn sie von Arbeitnehmern selbst gewählt ist, wirkt sich ständige Erreichbarkeit meist negativ auf die Leistung und Gesundheit aus.
    Von rund einem Viertel der Arbeitnehmer*innen wird erwartet, dass sie nach Dienstschluss erreichbar sind. Arbeitgeber*innen vergessen oder ignorieren dabei, dass sie damit die Gesundheit ihrer Mitarbeiter*innen gefährden. Die Erholungsphasen werden durch Arbeitsphasen unterbrochen und somit verkürzt. Vielen Arbeitnehmern fällt es schwer im Privatleben von der Arbeit abzuschalten. Dies belastet dann meist die ganze Familie. 68% der Arbeitnehmer*innen gaben bei einer Studie an, dass sie sich durch die ständige Erreichbarkeit des Lebensgefährten beeinträchtigt fühlen. Bei der Befragung spielt es keine Rolle, ob die Erreichbarkeit außerhalb der regulären Arbeitszeit begrüßt oder abgelehnt wird. Kein Wunder also, dass Rund 60% der Befragten sich klare Grenzen durch gesetzliche oder betriebliche Regelungen wünschen. Bei den Partnern liegt die Zahl sogar bei 83%, wobei ca. 70% der Lebensgefährten sogar angeben, dass die Erreichbarkeit nach der Arbeit komplett entfallen sollte.

    Ist die ständige Erreichbarkeit gesetzlich rechtens?

    Hmmm… im Grunde ist es egal. Du hast gerade gelesen, dass die Leistung der Arbeitnehmer*innen vermindert wird, wenn sie in ihrer Erholungsphase immer wieder gestört werden. Meiner Meinung nach deuten regelmäßige Störungen der Arbeitnehmer*innen zudem auf ein weiteres Problem hin. Entweder ist die Arbeit schlecht organisiert, oder aber das Unternehmen ist tatsächlich von einem einzigen Mitarbeiter abhängig.
    Im Grunde sagen alle Punkte dasselbe aus: Eine Lösung muss gefunden werden. Eine Führungskraft ist dazu da, für das Unternehmen Profit zu erwirtschaften. Profit bewusst zu verhindern ist kein Merkmal einer guten Führungskraft. Ich nehme einmal an, so eine Führungskraft möchtest du nicht sein, oder?
    Kleine Anmerkung: Ich spreche hier von „ständiger Erreichbarkeit“ in der Freizeit und nicht von Bereitschaftsdienst. Bereitschaftsdienst ist eine geplante und bezahlte Arbeit.

    Zukunftsmusik?

    Wird in Zukunft den Arbeitnehmern oder den Arbeitgebern „der Marsch geblasen“? Die Frage welche Zukunftsmusik gespielt wird, wird sich mit der Zeit zeigen. Laut einer aktuellen Studie erwartet sich jeder dritte Arbeitnehmer*in, dass innerhalb der nächsten 15 Jahre das Modell der 4-Tage-Woche zur Normalität wird. Befürworter dieses Arbeitsmodelles haben viele negative Indikatoren einer langen Arbeitswoche auf ihrer Seite: viele Überstunden bedeuten nachweislich höhere Unzufriedenheit und mehr Krankheitstage. Zusätzlich werden sie von diversen Studien unterstützt: Wer kürzer arbeitet, schafft mehr. Viele Arbeitnehmer*innen sitzen tatsächlich ihre regulären Stunden nur ab. Vielen Wirtschaftsvertreter*innen ist dieses Modell ein Dorn im Auge. Sie bevorzugen flexiblere Arbeitszeiten, um Beruf und Privatleben zu vereinbaren.

    Zum Abschluss - der Generationenkonflikt

    Die Generation Y (geboren zwischen 1982 und 2000) ist weder faul noch demotiviert. Ihre Prioritäten sind jedoch anders gewichtet als jene vorhergehender Generationen. Diese Generation möchte sich bei der Arbeit verwirklichen und ein ausgewogenes Privatleben führen.
    Die nächste Generation Z lebt auch mit dem Vorurteil keine Lust zum Arbeiten zu haben. Menschen dieser Generation streben hingegen eine klare Trennung zwischen Beruf- und Privatleben an.
    Arbeitgeber sind vielfach noch vor den Jahren der Generation Y geboren. Die Wünsche der sogenannten Generation X beißen sich mit den Wünschen der Generationen Y und Z. Die Frage ist, wo sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer treffen, um alle Seiten zufrieden zu stellen.

    Jahresrückblick 2020: Immer wieder sind die Schweden Vorreiter, so auch im folgenden Fall. Als ich diesen Artikel veröffentlicht habe, hat mir ein guter Bekannter erzählt, dass in Schweden keine Urlaubstage übertragen werden (dürfen). Die schwedischen Arbeitgeber*innen sind nicht etwa boshaft gegenüber ihren Mitarbeitern. Die Begründung ist eine ganz andere. Der Arbeitgeber hat das Recht auf ausgeruhte und fitte Mitarbeiter*innen. Dafür ist es unabdingbar, dass Mitarbeiter*innen ihren Urlaub zur Erholung nutzen. Mit durchschnittlich 33 Urlaubstagen pro Jahr dürfen die Schweden nicht nur, sie sollen sogar den Kopf von der Arbeit freimachen und ihre Batterien wieder aufladen.

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