• Martina

    Die Fachkraft fehlt!

    Die Fachkraft fehlt!

    Früher geschätzte Berufe, heute nur mehr was für Liebhaber. Inzwischen kommt kaum Nachwuchs nach. Blöd nur, dass die Arbeit an sich nicht weniger wurde, sondern teilweise sogar noch mehr!

    Wenn man in den letzten Wochen und Monate die Medien etwas verfolgt hat, dann brennt es offensichtlich überall! In diesem Artikel nehme ich das aktuelle Thema Sanität als Beispiel. Warum Sanität? Ich bin indirekt selbst von diesem „Gewurstle“ betroffen. Jede Führungskraft kann sich dieselben Fragen stellen: Was mache ich als Führungskraft falsch, wenn einerseits ein Mitarbeiter überarbeitet wird, immer mehr Überstunden machen muss, um auf der Spur zu bleiben und andere Mitarbeiter während der Arbeitszeit teilweise nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen?

    Fachkräfte im öffentlichen Dienst

    Dolomiten Artikel

    Krankenpfleger/innen und alle anderen Berufsgruppen in diesem Bereich (Altenpfleger, Physiotherapeuten, Hebammen etc.) befinden sich schon seit Jahren an der Front. Lange wurden sie belächelt, sogar verhöhnt. Die Südtiroler Tageszeitung "Dolomiten" nannte Krankenpfleger auf der Titelseite die Pipi-Enten-Entleerer. Herr Heidegger hat zwar wieder etwas zurückgerudert aber der Schaden war angerichtet. Der kurze Artikel war gut gemeint (gute Anästhesisten sind wichtig!), das Gegenbeispiel (Krankenpfleger leeren die Pipi-Enten) ging nach hinten los. Der Ärger der Pfleger ließ nicht lange auf sich warten. Kein sogenannter Maulkorb (den es offiziell nicht gibt), hilft mehr diese Mitarbeiter zu besänftigen. Für eine Pflegearbeit mit Infektionsrisiko, Nacht- und Wochenenddiensten müssen JETZT attraktive Lösungsansätze her, um den Nachwuchs dazu zu animieren, diesen Beruf überhaupt erst in Betracht zu ziehen

    Die Lösungsvorschläge für die Fachkraft Pfleger

    Die Lösungsvorschläge für die Fachkraft Pfleger

    Der Landeshauptmann Arno Kompatscher veröffentlichte auf Facebook seine Lösungsvorschläge. … hm... kam nicht ganz so gut an, wie vielleicht erwartet. Nehmen wir mal die Essensgutscheine her: Auf dem ersten Blick klingen 7 Euro pro Tag doch ganz gut? Ausschlaggebend für die Kritiker: diese Essensgutscheine zählen weder für die Pensions- noch für die Arbeitslosenkasse. Außerdem erhielten einige Mitarbeiter bereits ca. 5 Euro, d.h. am Ende ist es eine Erhöhung von 2 Euro – und nicht wie dargestellt ein Plus von 7 Euro! Während vor ca. einem Jahr das Land für ca. 1.000 Ärzte mehrere Millionen Euro locker gemacht hat, wurden die Pfleger dabei vergessen. Und vorausgesetzt man darf alt werden, hat wahrscheinlich fast jeder irgendwann mal Pflege nötig. Wer pflegt dann uns? Hier haben wir eine große Abteilung im Betrieb, welche über Jahre übergangen wurde. Die Abteilung ist verärgert und jeder im Betrieb weiß es. Die Führungskraft versucht sie mit Werbebotschaften vor der gesamten Belegschaft zu besänftigen. Warum wundert es mich als Führungskraft, wenn diese Werbebotschaften als Halbwahrheiten entlarvt werden und so für noch mehr Ärger sorgen?

    Fachkraft = Arzt?

    Leider sind auch Fachärzte inzwischen in Südtirol Mangelware, trotz der Millionen. So richtig bewusst wird es manchem erst, wenn man eine dringend benötigte Visite vereinbaren muss. Ich möchte nicht wissen, was sich die Mitarbeiter am Telefon anhören müssen, wenn sie keinen zeitnahen Termin geben können. Als wäre es nicht schon genug, dass Ärzte teilweise freiwillig gehen, kommt hinzu, dass die Ärztegewerkschaft die Südtiroler Fachausbildung für Ärzte torpediert. Der Grund? Anscheinend zum Schutz der Jungärzte. Ist die Ausbildung schon unsicher, kann es mit dem Nachwuchs nicht besser werden. Wenn ältere Mitarbeiter die Ausbildung der jungen und neuen Mitarbeiter bekämpfen, herrscht keine Willkommenskultur. Ich kann so jeden jungen Facharzt verstehen, weshalb er Südtirol als Arbeitsplatz nicht mehr in Erwägung zieht. Ist miteinander etwa langweilig?

    Bei den Hausärzten sieht es nicht anders aus. Ich erinnere nur an die Hausarztwahl in Bruneck im September 2018! Inzwischen gibt es viele Personen, die irgendeinen Hausarzt zugewiesen bekommen. Von Vertrauensarzt kann man in so einem Fall nicht mehr sprechen. Seit letztem Herbst hat sich nicht wirklich etwas verändert. Am 1. Juli 2019 saßen wieder Menschen um 3 Uhr morgens vor der Tür des Gesundheitssprengels. In den nächsten Jahren gehen noch ein paar in den Ruhestand. Und dann? Die Situation wird nicht besser – nicht nur in Bruneck. Während motivierte Ärzte einseitig gezwungen werden mehr Patienten aufzunehmen gibt es wiederum andere, welche kaum die Mindestanzahl an Patienten erreichen. Weshalb werden diese Ärzte nicht freiwillig gewählt? Natürlich müssen die Klagen der Patienten schriftlich mitgeteilt und nicht nur am Stammtisch besprochen werden. Die Zuständigen sollten sich die Frage stellen, weshalb das so ist? Nur die Zahlen begutachten, es wären ja Ärzte frei, ist nicht genug. Außerdem die Arbeit der altgedienten und der neuen Ärzte zu vergleichen ist ein Vergleich mit Äpfeln und Birnen. Der Generationenwechsel zeigt sich auch hier!

    Diese Woche gab es schließlich eine erfreuliche Mitteilung! Zumindest auf den ersten Blick. Im Vinschgau geht ein Arzt in den Ruhestand. Ihm folgt einer mit österreichischer Ausbildung. Na, dann hoffen mir mal, dass die italienische Ärztekammer davon nichts mitbekommt! Außerdem steht fest: drei neue Hausärzte bieten in Meran und Umgebung ihren Dienst an. Liest man den Text etwas genauer durch, dann steht noch etwas: drei Hausärzte gehen im Laufe des Jahres in den Ruhestand und ein provisorisch eingestellter Hausarzt beendet seinen Dienst. Mein Mathe-Lehrer wird stolz sein! +3 -4 macht -1! Mah! Nicht mehr so rosig, oder? Die Rechnung geht noch weniger auf, wenn man das X mit einberechnet: ein Hausarzt mit rund 2.000 Patienten wird von neuen Ärzten ersetzt, welche eine Höchstgrenze von rund 1.600 Patienten haben.
    So, und jetzt?

    Fachkraft Fischkopf?

    Fachkraft Fischkopf

    Sicher, wenn es z. B. um die Mutterschaftskarenz geht, besitzen öffentlich Angestellte gegenüber der Privatwirtschaft deutliche Vorteile. Sie erleben aber auch schon lange kein Zuckerschlecken mehr! Kennst du den Spruch „Der Fisch stinkt vom Kopf her“? Ich hoffe inständig, dass der Personaler (= Politiker und andere Zuständige für solche Entscheidungen) endlich aufwachen. Bitte keine Ausnahmen und „Wahlzuggerlen“ mehr! Diese Lösungen können nur zusammen mit den u.a. verärgerten Mitarbeitern gefunden werden. Nicht jeder Wunsch wird in Erfüllung gehen. Es benötigt aber Lösungen, welche vielleicht nicht von heute auf morgen umsetzbar sind, jedoch langfristig funktionieren.

    Oh Fachkraft, wo bist du?

    Die Zuständigen scheinen den Kopf in den Sand zu stecken oder leben sie an der Realität vorbei? Die meisten Mitarbeiter beginnen diese Arbeit aus Überzeugung (soziale) Hilfe anzubieten. Logisch nicht kostenlos! Ich kann mir vorstellen, dass viele ausharren, weil sie sich schlichtweg nicht leisten können die Arbeit zu verlieren. Doch irgendwann reicht’s! Diese Mitarbeiter geben dann nach Jahren der Bemühungen und unerhörten Vorschlägen erschöpft auf. Sie kehren dem öffentlichen Dienst den Rücken zu und gehen ins Ausland oder versuchen es lieber in der Privatwirtschaft. Dort sind sie zwar noch in Südtirol tätig, aber noch lange nicht für alle erreichbar! Auf der anderen Seite versuchen dieselben „Fischköpfe“ dem Fachkräftemangel mit Sonderausnahmen entgegenzuwirken. Da beißt sich die Katze doch selbst in den Schwanz! Der Nachwuchs bleibt bei solchen Mitteilungen samt Unsicherheiten lieber fern.

    Das Haus "Fachkraft" brennt!

    Tja, für manche ist das Haus noch intakt, andere sehen den Rauch aus den Fenstern steigen. Die Betroffenen stehen auf dem Dach eines brennenden Hauses. Springen sie ab oder wird ihnen (und damit allen) geholfen?

    Fotoquellen: hier , Dolomiten Vorausgeschickt „Nicht in den Tiefschlaf“, Dezember 2018;   FB-Seite Arno Kompatscher , Dolomiten Leserbrief 09.07.2019 Fisch
    Textquellen: Krankenpfleger: Dolomiten Vorausgeschickt „Nicht in den Tiefschlaf“, Dezember 2018; Dolomiten 15. Juli 2019 Seite 5; Dolomiten 17.07.2019 Seite 24;